ADERN

Lisa Wentz

Stadttheater Klagenfurt März 2024

REGIE: Georg Schmidleitner
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Eine junge österreichische Dramatikerin schreibt gleich mit ihrem ersten Stück eine große, hell-dunkel funkelnde Liebesgeschichte in der Tradition von Horváth, Fleißer, Kroetz.

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1953 auf einem Bahnsteig im ländlichen Tirol: Aloisia trifft Rudolf; es ist die erste Begegnung der beiden. Der kürzlich verwitwete, wortkarge Bergarbeiter sucht eine neue Frau und Mutter für sich und seine fünf Kinder. Aloisia, allein mit einer kleinen Tochter, hat auf seine Anzeige geantwortet. Nun steigen sie zu dritt zu seinem Haus hinauf. Es wird ein Leben geprägt von Notwendigkeiten und schließlich von einer Liebe ohne große Worte: eine echte, große Liebesgeschichte.

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Lisa Wentz’ Stück wurde mit dem Nestroy als »Bestes Stück 2022« ausgezeichnet und gewann den Retzhofer Dramapreis 2021. In der Jury-Begründung heißt es: »Mit Adern liegt ein überaus kunstvolles Volksstück vor. Es lässt in seiner dialogischen Könnerschaft so manches Werk der Postdramatik weit hinter sich.«

Inszenieren wird mit Georg Schmiedleitner ein Regisseur, der dem Haus lange verbunden ist und zuletzt Shakespeares Was ihr wollt fulminant in Szene setzte und die Lachmuskeln kitzelte.

BESETZUNG
Raphaela Möst
Axel Sichrovsky
Alexander Jagsch
Doris Hindinger
Felix Rank
Julia Mikusch

 

REGIE
Georg Schmiedleitner

BÜHNE
Stefan Brandtmayr

KOSTÜME
Cornelia Kraske

DRAMATURGIE
Hans Mrak

BESETZUNGREGIEBÜHNEKOSTÜMEMUSIKDRAMATURGIE
Raphaela MöstGeorg SchmiedleitnerStefan BrandtmayrCornelia KraskeManfred Plessl Hans Mrak
Axel Sichrovsky
Alexander Jagsch
Doris Hindinger
Felix Rank
Julia Mikusch

PRESSE

KLEINE ZEITUNG  9.3.2019

von Uschi Loigge

(…) In der exakt im Sprachrhythmus gebauten Regie von Georg Schmiedleitner entwickeln sich diese Auseinandersetzungen derart explosiv, dass einem fast die Luft wegbleibt. (…) Ein exzellentes Ensemble balanciert “Vor Sonnenaufgang” auf schmalem Grat zwischen Unglück und Selbstbetrug. Holger Bülow als “Linker” ist ironisch und mutlos und verlässt Helene (Raphaela Möst mit vielen Zwischentönen). Axel Sichrovsky stattet Thomas mit der Ignoranz des Großkotzes aus, Elzemarieke de Vos schiebt als seine schwangere Frau Martha einen gewaltigen Bauch vor sich her und ihre Depression beiseite. Großartig in ihrer überdrehten Freundlichkeit ist Bettina Engelhardt als Annemarie, bei der Egon Krause (Christoph Kail mit viel Körpereinsatz im Dauerdampf) keine Wärme mehr findet. Peter Elter gefällt als verkrampfter Arzt. Kräftiger Applaus für einen eindringlichen Abend.

APA  8.3.2019

von Karin Waldner-Petutschnig

Dank des starken Schauspieler-Ensembles keine Minute zu lang wirkte die zweieinviertelstündige Inszenierung von Georg Schmiedleitner: Als packende Familienaufstellung beeindruckte Donnerstagabend Ewald Palmetshofers Neudichtung von Gerhart Hauptmanns “Vor Sonnenaufgang”. 2017 in Basel uraufgeführt, lenkt das Stück am Stadttheater Klagenfurt den Blick auf den wachsenden Riss in der Gesellschaft.

KRONEN ZEITUNG  9.3.2019

von Tina Perisutti

(…) Wie auf der Zunge einer Waage steht der neonbeleuchtete, dreigeteilte Wohnraum mit Stiegenaufgang, Toilette sowie unabdingbarem Kühlschrank und kommt auch tatsächlich ins Wanken. Optisch durch formale Klarheit wie diverse Lichtstimmungen der Bühne Stefan Brandtmayrs und dem hippen Schick der Kostüme Cornelia Kraskes unterstützt, treibt der Regisseur Georg Schmiedleitner eindrucksvoll sein hochklassiges Ensemble durch die sprachlich pointiert bis derbe Familiengefühlsachterbahn. Vom Schwangerenhyperhysteriemonolog bis hin zu ideologiegetränktem Argumentationsaustausch, vom romantisch-philosophierendem Sinnieren bis hin zum Verlust der jahrelangen Kontenance als gehorsame Ehefrau reicht die Palette in abwechselnden Tempi – immer schön begossen mit unterschiedlichsten Arten an Alkohol. Ein lohnender, tiefgründiger Theaterabend – bis zum Sonnenaufgang.

Axel Sichrovsky
axel.sichrovsky@gmail.com